Aus der Geschichte des Hauses

Seine Erbauer

Im Juni 1920, auf der 10. Generalversammlung des Verbandes der Deutschen Buchdrucker, wurde ein Antrag angenommen, der den Vorstand beauftragte, „die Errichtung oder Erwerbung eines Verbandshauses zur Unterbringung und Zusammenfassung des Verbandsvorstandes, der Korrespondent-Redaktion, der Zentralkommissionen der Sparten, des Bildungsverbandes, der Redaktion des Jungbuchdruckers, der Geschäftsstelle des Graphischen Bundes, oder des späteren Graphischen Industrieverbandes ins Auge zu fassen....Wenn wir den graphischen Industrieverband schaffen wollen, müssen wir auch ein Haus haben, worin wir uns zusammenfinden können“.

Es sollte noch 4 Jahre dauern, bis der Vorstand im Mai 1924 beschloss, den Kaufvertrag für ein Grundstück in der damaligen Dreibundstr. 5 zu unterzeichnen. Als „Anschubfinanzierung“ sollte erst einmal für zwei Monate ein Extrabeitrag von einer Mark von allen Mitgliedern erhoben werden. Im Sommer wurden Max Taut und Franz Hoffmann beauftragt, Entwürfe für das neue Verbandshaus zu erstellen. Die beiden Architekten hatten sich einen guten Ruf bei den Gewerkschaften mit dem Bau für den Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund in der Wallstraße erworben.

Auf dem Verbandstag im September 1924 wurden die Entwürfe und ein Modell des Hauses vorgestellt. Es gab heftige Debatten insbesondere wegen der Finanzierung. „In der Provinz wird man uns Vorwürfe machen, daß die Berliner Kollegen ein Haus haben, das die Kollegen im Reich bezahlen müssen.“ Ein anderer forderte, wichtiger als Gelder für den Hausbau zu sammeln sei es “Pflichtbeiträge zur Schaffung eines Kampffonds zu erheben“.

Am Ende wurde bei nur vier Gegenstimmen ein Antrag angenommen, der lautete: „Zur Deckung der Kosten des Verbandshauses wird beantragt, den Beitrag um 20 Pf. zu erhöhen. Das eingehende Geld wird vom Verbandsvorstand nach Deckung in einem Kampffonds zurückgelegt.“

Das Publikations- und Bildungszentrum

Das Haus war die Publikationszentrale des Buchdruckerverbandes. Der „Korrespondent", die zentrale Zeitung des Verbandes erschien zweimal wöchentlich mit einer Auflage von 60 Tausend. Der "Jungbuchdrucker" erschien gleichfalls zweimal wöchentlich mit einer Auflage von 10 Tausend. Daneben gab es kontinuierliche Beilagen für Betriebsrätepraxis, Sozialpolitik und Bürgerliches Recht. Die Sparten des Verbandes gaben periodische Publikationen für Setzer, Korrektoren, Drucker, Stereotypeure und Galvanoplastiker heraus.

Die Büchergilde Gutenberg, gleichfalls ein Kind des Buchdruckerverbands, begann in dem modernen Gebäude mit einer avantgardistischen Buchproduktion. Junge Grafiker und erfahrene Gestalter entwickelten hier eine neue Buchkunst und setzten mit Gestaltungen im Sinne der Neuen Sachlichkeit Maßstäbe weit über die Grenzen der Büchergilde hinaus.

Die Druckwerkstätten beschäftigten rund 100 Personen. Sie verfügten über eine vorbildliche Lehrwerkstatt, und galten von den Räumlichkeiten und den sozialen Einrichtungen her als Musterbetrieb. Dabei war der Betrieb mit laufenden Umsatzsteigerungen auch wirtschaftlich erfolgreich. Der Bildungsverband hatte 23 Tausend Mitglieder und beschäftigte im Buchdruckerhaus 36 Personen. Er gab monatlich die „Typographischen Mitteilungen" und „Der Graphische Betrieb" heraus und leistete mit Literatur, Diavorträgen, Filmen und der Einrichtung einer Lichtbildstelle einen umfangreichen Beitrag zur Lehrlingsausbildung und Erwachsenenqualifizierung. Im Erdgeschoß richtete er den "Buchgewerbesaal" ein, um mit wechselnden Ausstellungen „der Kollegenschaft ständig zur Anschauung, Belehrung und Fortbildung zu dienen".

2. Mai 1933

Die Eroberung der Macht durch die Nazis im Januar 1933 und die Besetzung der Gewerkschaftshäuser am 2. Mai 1933, bedeuteten das Ende der freien Gewerkschaften in Deutschland. Das Vermögen auch des Buchdruckerverbandes wurde beschlagnahmt, seine Einrichtungen zerschlagen oder inhaltlich völlig gewendet, Kollegen entlassen, verhaftet und umgebracht.

Heute

Seit Kriegsende ist das Haus wieder ununterbrochen in Gewerkschaftsbesitz, erst bei der IG Druck und Papier, seit 1989 bei der IG Medien und heute in ver.di. Dank weitreichender Investitionen zur Erhaltung und Instandsetzung einerseits und dank seiner Offenheit für Gewerkschaftsmitglieder und ihre Freunde andererseits, präsentiert sich das Haus der Buchdrucker heute als sowohl traditionsreiches wie äußerst lebendiges und zukunftsorientiertes Gewerkschaftshaus. Der ehemalige Buchgewerbesaal ist heute die MedienGalerie, die weiterhin „der Kollegenschaft ständig zur Anschauung, Belehrung und Fortbildung" dient.